Medien versuchen rasch an einem Strang zu ziehen

10.06.2010

Die Aufforderung zum STOPP der TV-Spots des Wettanbieters bet-at-home zieht seine Wellen: Die erste Reaktion kam vom TV-Vermarkter IP Austria, der sofort, sprich seit dem heutigen Tag alle Spots stoppte. Gerhard Riedler, GF IP Austria dazu: „Die sofortige Absetzung der Kampagne ist für uns selbstverständlich. Wir haben uns zu einem Werberat bekannt, also müssen wir dessen Entscheidung auch mittragen. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, die wir als Medienunternehmen im Sinne der Selbstregulierung mittragen“.

Der ORF meldete via Kommunikations-Chef Pius Strobl am Dienstag, die gesamte Kampagne zu stoppen. Mit sofortiger Wirkung wurde der TV-Spot, der eine Szene mit einem Polizisten nachstellt, aus den Werbeblöcken genommen. Nach aktueller Rückfrage bei Pius Strobl sei man nun in intensiven Gesprächen mit dem Unternehmen und der Agentur, dass die beiden anderen Spots ab Freitag nur mit einer maßgeblichen Adaption und Entschärfung im Sinne der Werberat-Entscheidung weiter im Programm bleiben können. „Sonst nehmen wir alle Sujets off Air“, so Strobl.

Der TV-Vermarkter Seven One Media zeigte sich ebenfalls kooperativ. Aus technischen Gründen werde die Kampagne erst mit Ende der Woche auslaufen. Anlässlich dieses Falles erklärte sich Seven One Media-Geschäftsführer Markus Breitenecker aber spontan bereit, die AGB des Unternehmens ebenfalls im Sinne des Werberates zu ändern. 

Der Privatfernsehsender ATV, der bereits zu Beginn des Jahres ein Ablehnungsrecht im Falle eines Stopps des Werberates in seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen aufgenommen hat, folgt etwas später nach. Ludwig Bauer (Geschäftsführer ATV) dazu kurz und bündig: „ATV akzeptiert die Mehrheits-Entscheidung des Werberats und trägt diese mit. Die beanstandete Kampagne wird ab Montag, den 14. Juni 2010, bei ATV nicht mehr ausgestrahlt.“

Bemerkenswert ebenfalls die Reaktion des Plakatunternehmens Gewista: Obwohl sich der Werberat explizit für den Stopp der TV-Kampagne ausgesprochen hat und lediglich den Hinweis auf die Problematik bei anderen Werbemitteln erteilte, versicherte Gewista-Chef KR Karl Javurek, nach Ablauf der Buchungsfrist keine unveränderten Sujets des Wettanbieters mehr anzunehmen.

ÖWR-Präsident Michael Straberger dazu: „Aus Sicht des Werberats ist der aktuelle Stopp sicher die schwierigste Prüfung unserer Arbeit der letzten Jahre. Die auf breitem Konsens aufgebaute Selbstregulierung mit Medien-AGB-Berücksichtigung der Stopp-Entscheidungen wurde erstmals auf eine harte Probe gestellt. Ist doch in wirtschaftlich turbulentem Fahrwasser das zumindest zeitliche Aussetzen von einem großen Etatvolumen schwer zu verdauen. Die nun gezeigte Verantwortung von führenden Medienunternehmen mit ihren Verbänden zeigt, dass die österreichische Werbebranche die Kraft hat, in der Abwicklung langwierige und ineffiziente, gesetzlich verankerte Verbotsszenarien zu verhindern und sich selbst zu kontrollieren.“

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