Symposium 25.3.2015

26.03.2015

Wahlverwandtschaften – Rollenbilder und Geschlechterklischees in Journalismus und Werbung

Wien, 25. März 2015 – Der kritische & konstruktive Dialog stand im Mittelpunkt des zweiten Symposiums zum Thema „Wahlverwandtschaften – Rollenbilder und Geschlechterklischees in Journalismus und Werbung“ – gemeinsam initiiert und organisiert vom Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, der MA 57 – Frauenabteilung der Stadt Wien, der Werbewatchgroup Wien und dem Österreichischen Werberat - bei dem rund 100 Interessierte die Möglichkeit des freien Gedankenaustausches nutzten.

Das Symposium zielte vor allem auf die Erarbeitung von Vorschlägen, wie produktiv und kreativ mit Geschlechterrollen in Medien und Werbung umgegangen werden kann, und das im konstruktiven Austausch aller Beteiligten.
Und der Gesprächsbedarf ist groß – sowohl im Hinblick auf die mediale Funktion von Rollenbildern und Geschlechterstereotypen und deren Auswirkung auf die Gesellschaft als auch bezüglich der Beziehung von Journalismus und Werbung.

"Obwohl die Zugänge zur Thematik von Forschung, Politik und Selbstregulierung immer wieder sehr unterschiedlich sind, zeigt sich bei der zweiten Veranstaltung der Serie, dass dieses Drei-Gestirn neue insights schaffen kann und die Diskussionen alle inspirieren", so ÖWR-Präsident Michael Straberger bei seinen Eröffnungsworten.  

Nach weiteren einführenden Begrüßungsworten von Dr.in Marion Gebhart (Abteilungsleiterin MA 57 - Frauenabteilung der Stadt Wien) und Vize-Dekanin Gerit Götzenbrucker (IPWK - Universität Wien) ging die Salzburger Kommunikationswissenschaftlerin Martina Thiele in ihrer Keynote vor allem auf das Verhältnis von Journalismus und Werbung und ihre jeweilige Repräsentationen von Geschlechtern ein: Welche Geschlechterstereotype finden sich in der redaktionellen Berichterstattung, welche in der Werbung? Lässt sich rückblickend auf die vergangenen Jahrzehnte ein Wandel in der Darstellung der Geschlechter erkennen? Sind Geschlechterstereotype inzwischen seltener oder wurden lediglich alte Klischees durch neue ersetzt?

„Statt von „Wahlverwandtschaften zwischen Journalismus und Werbung" spricht vieles dafür, von einer gefährlichen Symbiose zu sprechen“, so Thiele. Unter Berücksichtigung früherer Forschungsergebnisse und aktueller Beispiele führt die Kommunikationswissenschaftlerin weiter aus: „Ja, die Geschlechterbilder in den Medien haben sich verändert. Sie sind vielfältiger geworden, deswegen aber nicht weniger stereotyp“.

Inspiriert und motiviert ging es im Anschluss für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an eigens eingerichtete Stationen des Weltcafés. Dabei wurde viel Raum für Diskussion und Ideenfindung geboten. Unter der Leitung der Frauengesundheitsbeauftragten Beate Wimmer-Puchinger wurde ein Diskurs über „Bilderwelten und Körperbilder“ geführt, Petra Herczeg moderierte das Thema „Vielfalt als Qualitätskriterium in Journalismus und Werbung“ und das Thema „Werbung und Rollenbilder“ behandelte die Marketingexpertin Lousia Böhringer. Standard-Journalistin Ina Freudenschuss beschäftigte sich in ihrer Gruppe mit „Alltagssexismen im Journalismus“.

Medien- und Werbebilder sind einflussreich. So können Werbebilder mit Testimonial Conchita Wurst dazu beitragen die Wahrnehmung von Geschlecht zu verändern und abseits von Rollenbildern und Klischees zu denken. Gleichzeitig tragen genormte Körper zu negativen Körperbildern und Essstörungen von Jugendlichen bei, so Wimmer-Puchinger. Mädchen sind besonders stark betroffen, aber auch Burschen leiden vermehrt unter engen Rollenstereotypen.

Diese Aspekte gilt es auch bei der Entwicklung von Werbung in Agenturen zu beachten, so Louisa Böhringer. Kreative Lösungen, wie der spielerische Rollentausch oder auch die Aufnahme von Werbung in Coperate Governance Richtlinien könnten zu einem Umdenkprozess beitragen.

Eine geteilte Forderung der Diskutantinnen und Diskutanten lautete: es braucht mehr Medienbildung an den Schulen um Bewusstsein zu schaffen.

Die daraus erarbeiteten Problemstellungen und Kritikpunkte sowie Forderungen wurden in der Podiumsdiskussion aufgegriffen. Es diskutierten Tessa Prager (News), Markus Deutsch (Fachverband Werbung) und Ulli Weish (Universität Wien, Werbewatchgroup Wien), moderiert von Konrad Mitschka, über strukturelle Ursachen für weiterhin bestehende Sexismen in Journalismus und Werbung, aber auch über die Eigenverantwortung des Publikums. So betont etwa Markus Deutsch die hohe (Eigen)Verantwortung der Werbewirtschaft in einer Gesellschaft, in der Gleichberechtigung einen wesentlichen Grundwert darstelle. Ulli Weish hält die Annahme, dass Selbstregulation (wie etwa durch den Werberat oder den Presserat) zu einem gesellschaftlichen Wandel führe, für eine Utopie, wenngleich eine wünschenswerte. Sie spricht sich allerdings für eine Kennzeichnungspflicht bildlich bearbeiteter Werbungen aus, denn: „Die Dosis macht das Gift.“ Tessa Prager wünscht sich mehr Frauen in Führungspositionen in Medienunternehmen. Es brauche, so Prager, hier eine kritische Masse und weibliche Führungskräfte, die keine Einzelkämpferinnen seien. Sie betont, wie auch Ulli Weish, die Macht der MedienkonsumentInnen. LeserInnenbriefe würden ernst genommen. Markus Deutsch spricht sich darüber hinaus für eine frühe Sensibilisierung aus. In der Zusammenarbeit mit den entsprechenden Ausbildungseinrichtungen sowie Universitäten und Fachhochschulen gelinge es zunehmend, Medien- und Werbekritik in die Ausbildung für Medienberufe zu integrieren.

Über den Österreichischen Werberat
Der Österreichische Werberat (ÖWR) ist ein unabhängiges Organ des Vereines „Gesellschaft zur Selbstkontrolle der Werbewirtschaft“. Der ÖWR fördert mittels freiwilliger Selbstbeschränkung der Österreichischen Werbewirtschaft das verantwortungsbewusste Handeln der Werbewirtschaft und ihr Ansehen in der Öffentlichkeit. Die Zuständigkeit des Werberates erstreckt sich auf alle Maßnahmen im Bereich Wirtschaftswerbung. Im Detail hat der ÖWR die Aufgabe Fehlentwicklungen bzw. Missbräuche in der Werbung zu korrigieren und dient damit sowohl dem Konsumenten als auch verantwortungsbewussten Werbeunternehmen.

Bildmaterial:

 
Alle Veranstalter: Im Bild (v. li.):
Univ. Prof. Dr. in Beate Wimmer-Puchinger - Frauengesundheitsbeauftragte der MA 57, Dr.in Ulrike Weish Werbewatchgroup Wien,
Ass. Prof. Dr.in Martina Thiele – Kommunikationswissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg, Ina Freudenschuss – Journalistin, Konrad Mitschka – Journalist, Dr.in Kati Förster – Institut für Publizistik, Mag.a Andrea Stoidl – Geschäftsführerin des ÖWR, Claudia Throm – Frauenabteilung der Stadt Wien MA 57, Dr.in Marion Gebhart – Werbewatchgroup Wien, Michael Straberger - ÖWR-Präsident

 

 

 

Alle Eröffnungsredner mit Moderator (v. li.):
ÖWR-Präsident Michael Straberger, Vize-Dekanin Gerit Götzenbrucker, Univ. Salzburg - Ass. Prof. Dr.in Martina Thiele, Werbewatchgroup Wien - Dr.in Marion Gebhart, Moderator – Konrad Mitschka

  

 

Die Weltcafemoderatorinnen (v.li.):
Univ. Prof. Dr. in Beate Wimmer-Puchinger - Frauengesundheitsbeauftragte der MA 57
Louisa Böhringer – Personalbrandmarketing und Werberätin
Ina Freudenschuss – Journalistin

 

Martina Thiele:
Keynotesprecherin - Ass. Prof. Dr.in Martina Thiele – Kommunikationswissenschaft der Paris-Lodron-Universität Salzburg

  

 

 

Podiumsdiskutanten_Moderator (v.li.):
Dr.in Ulrike Weish - Werbewatchgroup Wien, Mag. Markus Deutsch – Geschäftsführer FV Werbung & Marktkommunikation WKÖ, Dr.in Tessa Prager – News, Konrad Mitschka – Moderator 

  

 

 

Podiumsdiskutanten (v.li):
Dr.in Tessa Prager – News, Konrad Mitschka – Moderator, Dr.in Ulrike Weish - Werbewatchgroup Wien, Mag. Markus Deutsch – Geschäftsführer FV Werbung & Marktkommunikation WKÖ,

Alle Fotos:
© ÖWR/Katharina Schiffl

 


Pressekontakt:
Mag.a Andrea Stoidl
Österreichischer Werberat
Tel. Nr.
+43 (05) 90 900-3584
eMail: andrea.stoidl@werberat.at
Internet:
www.werberat.at