Entscheidung:
Der Österreichische Werberat sieht im Falle des
beanstandeten Murals der Ersten Bank keinen Grund zum Einschreiten.
Begründung:
Die Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen
sprechen sich bei der Werbemaßnahme der Ersten Bank für keinen Grund zum
Einschreiten aus.
Das
beanstandete Mural zeigt das Gesicht einer Person, das neben dem markant
abgebildeten Hashtag #glaubandich mit unterschiedlichen Schlagworten und Sätzen
umrahmt wird. Dabei fallen Worte wie Hoffnung, Zukunft, Krieg oder die Frage
„Was kann ich tun?“, neben den Sätzen „Mist, da ist ein Pickel“ oder „Warum
schreibt er nicht zurück?“.
Die
Aussagen lassen auf Gedanken schließen, die derzeit aktuell bewegende Fragen
aufwerfen aber auch im Vergleich dazu banal erscheinende und persönliche Themen
zum Ausdruck bringen.
Da
diese Worte und Sätze nicht ausschließlich einem Geschlecht zuordenbar sind und
allgemein anwendbar sind, ist keine Geschlechterdiskriminierung seitens der
Werberäte und Werberätinnen erkennbar. So wird anstatt der Bedienung stereotyper
Klischees, durch das Sujet vermittelt, trotz kleiner und großer Sorgen, an sich
zu glauben. Es findet sich ein Ausdruck des Empowerments wieder. Weder zeigt
sich dabei Unterwerfung noch eine Verletzung der Würde des Menschen aufgrund
der abgebildeten Aussagen bzw. Gedanken.
Eine Verletzung des Ethik-Kodex des Österreichischen Werbewirtschaft wird nicht
erkannt, weshalb sich der Österreichische Werberat für keinen Grund zum
Einschreiten ausspricht.

Die Erste Bank wolle mit ihrem #glaubandich-Mural (https://www.horizont.at/marketing/news/grosswerbeflaeche-neues-kunstwerk-fuer-die-erste-bank-89412) den Menschen Zuversicht geben, allerdings ist dabei ein Frauenbild gezeichnet, welches sehr veraltet ist. Zumal gerade Frauenproteste im Iran, ganz Europa bewegen und man einer Frau in Europa im Jahr 2022 nicht mehr solch derartig profanen und teilweise sexistischen Fragen zuschreibt: "Wie schaue ich mit 40 aus?", "Mist da ist ein Pickel." Wieso schreibt er nicht zurück?" "Ich glaube, ich habe zugenommen". Hier geht es um die Darstellung der Frau im öffentlichen Raum, mit einem veralteten Bild der weiblich gelesenen Person, im Jahr 2022 in Europa. Ich finde es zumutbar, einzelne Fragen auszutauschen oder zu streichen, das wäre mutig, das wäre zeitgemäß, das wäre adäquat. Ein Gegenbild für den männlichen Kunden wäre dann pathetisch gesagt: "Bin ich noch männlich, wenn sie mehr verdient?" zum Beispiel. Ich wünsche mir humane Fragen, die Vorbild-Wirkung haben, eine Frau nicht in ein abhängiges Licht rücken und das junge Frauen und junge Menschen, in eine Geschlechter gerechte Richtung antreiben. Ich hoffe, der Werberat zeigt in dieser großflächigen und prominenten Causa Wirksamkeit.
Besten Dank und freundliche Grüße