Die eingebrachte Beschwerde fällt nicht in die Zuständigkeit des Österreichischen Werberates. Der ÖWR zeichnet ausschließlich für die inhaltliche Beurteilung von Wirtschaftswerbung, anhand des Ethik Kodex der Werbewirtschaft, zuständig, nicht jedoch für Kunst- & Kulturveranstaltungen. Der/die Beschwerdeführer/in wurde davon in Kenntnis gesetzt. Der Beschwerdefall ist hiermit abgeschlossen.
Sehr
geehrte Damen und Herren,
gegen
das Plakat – s. Anhang – der Wiener Festwochen lege ich Beschwerde ein. Das
Foto wurde gestern, 15. 05. 2022 in Wien am Schwedenplatz aufgenommen. Das Bild
verletzt Menschenwürde, ist sexistisch und unethisch. Eine ähnliche Pose von
einem jungen Mann eingenommen ist als Werbung schwer vorstellbar, also ist es
auch diskriminierend. Wie alles, was gender-vertauscht nicht vorstellbar ist,
transportiert es hegemoniale Männlichkeit .
Beschreibung:
Das
Bild stellt eine junge Frau dar, die mit geschlossenen Augen, geöffneten
Schenkeln, mit einem hochgerutschten Mickey-Mouse-Kleid, das den Blick auf die
Unterhose freigibt, halb bekleidet auf einem Boden liegt. Der Boden wirkte auf
mich im ersten Eindruck lieblich, erweist sich bei näherem Hinsehen aber als
offenbar harter, verschmierter Untergrund, auf dem kurze rote Streifen verteilt
sind, von denen einer in Pfeilform dezent aber direkt in den „Schritt“ der Frau
zeigt, der in etwa auf der Mittelachse des Plakates liegt.
Nun
steht zwar klein am rechten Rand, mit diffusen Körperfarben unterlegt, der Name
einer Künstlerin, "XY" und „Madama Butterfly“ und das
Ganze will für eine Festwochenproduktion werben. Das ändert nichts daran, dass
es ein Bild der Verfügungsmacht der Männer über Frauen darstellt. Laut
Festwochentext im Internet geschieht das angeblich, um genau diese
Gewalt(en)verteilung zu demaskieren: „Während die Frau exotisierend charakterisiert
wird, ihre Hingabe bis zur Selbstaufgabe führt, zeichnet der Verlauf der
Romanze eine Verherrlichung der Potenz des westlichen Mannes. Die junge
Theatermacherin XY dreht den Spieß um und demaskiert dadurch
diese rassistischen und sexistischen Projektionen“ (https://www.festwochen.at/madama-butterfly)
Dieses
Plakat wirbt mit genau dieser Verführungskraft sexistischer Projektionen.
Zu behaupten, man wolle das nicht und arbeite dagegen, ist entweder
Selbstbetrug, Irrtum oder Unkenntnis der Funktionsweisen von Verführung.
Vermutlich
werden die Verantwortlichen für dieses Plakat mit „Freiheit der Kunst“
argumentieren. Aber wenn ich Madam Butterfly sehen wollen würde, dann begäbe
ich mich in die Räume der Kunstausübung. Auf einem öffentlichen Platz wie dem
Schwedenplatz werde ich mehr oder weniger gezwungen, dieses Plakat im Blickfeld
zu haben. Freiheit der Kunst heißt auch, dass ich die Freiheit habe zu wählen,
ob ich diese Kunst konsumieren möchte oder nicht. Und außerdem wird wohl kaum
ein labiler Jugendlicher oder Mann, der da vorbeigeht denken, „ACHja, Oper“.
Und die jungen Frauen, die es sehen, müssen einmal mehr zur Kenntnis nehmen, in
welch destruktiver, zerstörter Pose sie werbeträchtig sind: schlafend,liegend,
mit geschlossenen Augen oder tot. Dass Butterfly hier schon tot ist wissen zwar
Emma und Otto Normalverbrauch kaum. Dass eine Frau eigenmächtig und
selbstbestimmt handeln kann, vermittelt
das Plakat aber sicher nicht.
Ich
ersuche, dieses Plakat zu beanstanden und zu erreichen, dass es entfernt wird!
Mit besten Grüßen