Radfahr-Kampagne des Landes Tirol 2022

05.09.2023


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In diesen vier Videos, die humoristisch wirken sollten, wird ein diskriminierendes Klischee bedient. Ein Mann wird in den Episoden bewusst einseitig als autofahrender fluchender unfähiger geldarmer Idiot dargestellt. Die Rad fahrende Frau wird hingegen gönnerhaft dargestellt. Ich finde die Abwertung des Mannes hier äußerst entbehrlich bzw. bewusst diskriminierend. Verwunderlich ist, dass das Land Tirol dies als #humor bezeichnet. Zum Lachen finde ich das jedenfalls nicht. Ich finde hier wurden eindeutig wohl mehrere Grenzen überschritten. Siehe: https://www.tirol.gv.at/verkehr/mobilitaetsplanung/sei-nit-fad-fahr-rad/ Beworben werde soll hiermit offenbar eine Kampagne vom Land Tirol selbst zur Attraktivierung der Fahrrad-Nutzung im Alltag. Diskriminierendes Männerbild finde ich hier völlig fehl am Platz. Ich erstatte diese Meldung, weil das Land Tirol mir mitgeteilt hat kein Problem darin zu erkennen.


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Entscheidung:

Der Österreichische Werberat sieht im Falle der beanstandeten Werbekampagnen des Landes Tirol keinen Grund zum Einschreiten.

Begründung:

Die eindeutige Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen sprechen sich bei den beanstandeten Werbespots unter dem Motto „Sei nit fad, fahr Rad“ für keinen Grund zum Einschreiten aus.

Bei den beanstandeten Werbespots finden sich ein Autofahrer und eine Radfahrerin in unterschiedlichen Situationen wieder. Dabei ist auffällig, dass der Autofahrer klar im Nachteil ist, sei es durch eine komplizierte Parkplatzsuche, das Warten im Stau oder einem mühsamen Reifenweichsel. Die Radfahrerin umgeht geschickt und vor allem entspannt jedes Hindernis und erntet in einem Video sogar Bewunderung für ihr Fahrrad. Die Werbespots stehen dabei unter dem Motto #SeiNitFadFahrRad und fokussieren auf eine Förderung des Alltagsradverkehrs.

Die Szenerie ist laut Werberäten und Werberätinnen klar überzeichnet dargestellt. Im Vordergrund stehen die Vorteile des Radfahrens im Vergleich zur Fortbewegung mit dem Auto. Es handelt sich bei den gezeigten Szenen um alltagsnahe Darstellungen verbunden mit dem jeweiligen Verkehrsmittel (sich ärgern im Stau, mühsames Parkplatzsuchen, Reifenplatzer, Bewunderung ergattern etc.) Eine Herabwürdigung von Personen ist laut Werberatsgremium dabei nicht erkennbar, da das Verkehrsmittel im Fokus steht. So werden die Nachteile des Autofahrens in der Stadt – unabhängig des Geschlechts – und die Vorteile des Radfahrens – unabhängig des Geschlechts – in den Werbespots kommuniziert.

Eine Verletzung des Ethik-Kodex der Werbewirtschaft ist bei der Werbekampagne „Sei nit fad, fahr Rad“ nicht erkennbar. Die Werberäte und Werberätinnen sprechen sich daher für keinen Grund zum Einschreiten aus.

Als Empfehlung merken die Werberäte und Werberätinnen an, bei unterschiedlichen Spots die Testimonials im Hinblick auf das Geschlecht auch abzuwechseln – damit der Fokus auf das Verkehrsmittel und weniger auf die Person selbst, noch deutlicher wird.