Wieso wirbt man im Jahr 2023 mit einem offensiv mit Lippenstift geschminkten "Kussmund" für einen Personaldienstleister in der Baubranche?
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Sehr geehrte Damen und Herren und diverse Personen,
Ich finde diese Werbung (Foto im Anhang) nicht angemessen
und sexistisch. Warum für einen Personaldiendtleister im Baugewerbe mit einem
lippenstiftroten offensiv sexualisierten weiblichen Mund geworben werden muss,
entzieht sich völlig meiner Phantasie. Ist der Kussmund das Angebot an
Bewerber??
Bitte höflichst um Prüfung.
Der Standort des Plakats ist die U-Bahn-Station Seestadt.
Mit freundlichen Grüßen
Entscheidung:
Der Österreichische Werberat sieht im
Falle der beanstandeten Werbekampagne (Plakat) der Personalvermittlung jobtop keinen
Grund zum Einschreiten.
Begründung:
Die eindeutige Mehrheit der Werberäte und
Werberätinnen sprechen sich bei dem beanstandeten Plakat unter dem Motto „Unverschämt
attraktive Jobs“ für keinen Grund zum Einschreiten aus.
Bei dem beanstandeten Plakat
ist ein Vogel Strauß mit einem fotorealistischen, menschlichen Mund zu sehen.
Dieser trägt einen roten Lippenstift und ist in Form eines Kusses abgebildet.
Begleitet wird das Sujet von der Headline „Unverschämt attraktive Jobs“.
Das Plakat ist laut Werberäten und Werberätinnen klar überzeichnet dargestellt.
So wird vor allem Überraschung und Aufmerksamkeit mit dem Text und der
unrealistischen Abbildung des Tieres erzeugt. Im übertragenen Sinne wird
impliziert, dass man seinen Job metaphorisch küssen bzw. lieben kann. Eine
Herabwürdigung von Personen ist laut Werberatsgremium dabei nicht erkennbar. Im
Gesamtkontext, insbesondere in der Bild-Text-Sprache, wird die Darstellung als humoristisch
und damit unproblematisch aufgefasst.
Eine Verletzung des Ethik-Kodex der
Werbewirtschaft ist bei der Werbekampagne „Unverschämt attraktive Jobs“ nicht
erkennbar. Die Werberäte und Werberätinnen sprechen sich daher für keinen Grund
zum Einschreiten aus.
Als Empfehlung merken die Werberäte und Werberätinnen an, einen grafisch
hergestellten „Comic“ Kussmund, der auf kein Geschlecht zurückzuführen ist, zu verwenden.
Damit könnte einer vermeintlichen Stereotypisierung entgegengewirkt werden.