ÖBB Verkuppler

03.11.2022


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Sehr geehrte Damen und Herren, die derzeitige Arbeitsmarktsituation ist für alle Branchen eine Herausforderung. Trotzdem erachte ich die Wortwahl auf ÖBB-Plakaten hinsichtlich der Suche nach Arbeitskräften als unpassend. ÖBB Infra (=Infrastruktur) "Sladi sucht neue Kolleg:innen Verkupple auch du ganz Österreich! Jobs mit Sinn und Zukunftsperspektive..." Meines Wissens nach ist die Berufsbezeichnung von Sladi nicht "Verkuppler" sondern "Verschubmitarbeiter" oder "Wagenmeister". Implementiert die ÖBB Infra mit dieser Wortwahl dass Sladi Kolleg:innen zum schieben oder verschieben sucht? Oder möchte sich die ÖBB das Format 'Bauer sucht Frau' auf die Fahnen heften und den Facebookstatus der Mitarbeirinnen und Mitarbeiter neu regeln? Und über allem trohnt die Frage ob ein nicht verkuppelter Sladi mit dem Leitspruch "Jobs mit Sinn" in seinem Job ohne neuer Kolleg:in gar keinen Sinn erkennt. Entzieht sich für mich die real existierende Not an Arbeitskräften aufgrund eines Wortwitzes der falsche Berufsbilder anspricht? Danke für Ihre Überprüfung dieses moralisch bedenklichen Werbesujets.


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Entscheidung:

Der Österreichische Werberat sieht im Falle der beanstandeten Werbemaßnahme (Printanzeige) von der ÖBB keinen Grund zum Einschreiten.

Begründung:

Die Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen sprechen sich beim Sujet der ÖBB Infra für keinen Grund zum Einschreiten aus.

Mit dem Leitspruch „Verkupple auch du ganz Österreich – Sladi sucht neue Kolleg:innen“ sucht die ÖBB Infra neue Verschieber:innen.

Das Werbesujet stellt das Wort „Verkuppeln“ in den Vordergrund, welches im Bereich von Bahn- und Schienenfahrzeugen der Fachbegriff für das Zusammenstellen von Wagons / Zügen ist. Obwohl der Satz „Verkupple auch du ganz Österreich“ durchaus doppeldeutig interpretiert werden kann, wird dabei keine Abwertung oder Diskriminierung von Personen erzeugt. Vielmehr steht ein humoristisches Wortspiel für die Werberäte und Werberätinnen im Vordergrund, das zum Schmunzeln einlädt.

Zudem spricht das Werbesujet Frauen und Männer an und erläutert in der näheren Beschreibung, dass Fachkräfte in diesem spezifischen Bereich gesucht werden. Eine Verletzung des Ethik-Kodex der Österreichischen Werbewirtschaft wird in der Text-Bild-Kombination von den Werberäten und Werberätinnen nicht erkannt. Es besteht kein Grund zum Einschreiten seitens des Österreichischen Werberats.