Und auf einmal taucht diese halbnackte Frau neben mir auf!

23.03.2018


Bild

Geschätzte Damen und Herren des Werberates sowie des Anti-Sexismus-Beirates, normalerweise fahre ich ja mit dem Rad zur Arbeit, aber bei den Temperaturen nehme ich lieber den Bus. Und sie glauben mir nicht, was mir da vor ein paar Tagen unterkam! Es war 7:45 Uhr - viel zu früh für meine Verhältnisse, wenn sie mich fragen - und ich sitze um 7:45 im Bus der Stadtwerke Klagenfurt, der mich zum Heiligengeistplatz bringt, wo ich meinen Anschlussbus zur Arbeit nehme. Ich sitze also so da und sinniere vor mich hin, noch ein bisschen schlaftrunken, als rechts neben mir eine halbnackte Frau auftaucht! Ich glaub‘ natürlich erst, ich seh‘ nicht recht und reiße meine Augen weiter auf. Doch, doch, stimmt schon, durch die Fensterscheibe des Busses sehe ich eindeutig einen anderen Bus, auf dem eine Frau prangt, riesengroß und oben ohne. Jetzt hat man natürlich keine nackten Brüste gesehen. Also schon, aber die schützt sie mit den Händen und einem Werbeschild, sodass man zumindest die Brustwarzen nicht sieht. Mein Blick wandert weiter und ich seh‘, dass der Frau ein Fischschwanz angezogen wurde, und da ich ein Kind der 80er bin und mir „Splash – Meerjungfrau am Haken“ natürlich ein Begriff ist, fällt endlich der Groschen: Ein/e findige/r Werbemacherin fand diese Art von Sexismus also wohl besonders einfallsreich. Ich frage mich ja auch, was Meerjungfrauen mit einem Installateurbetrieb zu tun haben. In 90 Prozent der Fällen stochern die Mitarbeiter/innen in verstopften Klos herum – kann hier nicht mal eine Werbeagentur kreativ ansetzen? Naja, sei es wie es sei. Auf jeden Fall schockiert es mich, dass gleich eine ganze Gruppe von Installateurbetrieben - Note 1a für sexistische Werbung! - mit diesem Sujet wirbt. Und noch fassungsloser macht es mich, dass diese Werbung auch noch auf den Klagenfurter Stadtwerke-Bussen prangt, mit denen täglich viele Schulkinder unterwegs sind. Ich bitte Sie also, sich der Sache anzunehmen und verbleibe mit freundlichen Grüßen.


Bild

Entscheidung:
Der Österreichische Werberat sieht im Falle des beanstandeten Werbeplakats der 1A-Installateure keinen Grund zum Einschreiten.

Begründung:
Die Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen erkannten bei dem beanstandeten Plakat keinen Verstoß gegen 2.1. „Geschlechterdiskriminierende Werbung“.
Eine Meerjungfrau als Symbolfigur in Sachen Wasser zu verwenden wird seitens der Werberäte als nicht sexistisch im Sinne des Ethik-Kodex der Werbewirtschaft eingestuft. Auch die Art und Weise der Darstellung, es ist weder eine nackte Brust zu sehen noch eine sexistische Anspielung in textlicher Hinsicht verwendet worden, wird als nicht abwertend verstanden. Darüber hinaus wird der Zusammenhang zwischen dem dargestellten Wesen und den damit einhergehenden Assoziationen wie Wasser, Meer, Wohlbefinden, und Teilen des Produktangebotes (Bäder, Wohlfühloasen) erkannt.

Hinweis: Eine nicht unerhebliche Anzahl von Werberäten und Werberätinnen sprach sich im Falle der Plakate der 1A-Installateure für eine Sensibilisierung – Aufforderung in Zukunft bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen oder einzelner Sujets sensibler vorzugehen – aus.
Die Geschäftsstelle der ÖWR rät daher das Sujet zu überdenken und künftig vor allem im Hinblick auf den Ethik-Kodex 2.1. „Geschlechterdiskriminierende Werbung“ und hier genauer 1.1. „d) die Person in rein sexualisierter Funktion als Blickfang dargestellt wird, insbesondere dürfen keine bildlichen Darstellungen von nackten weiblichen oder männlichen Körpern ohne direkten inhaltlichen Zusammenhang zum beworbenen Produkt verwendet werden.“ sensibler zu gestalten.