Missbrauch ist eine Straftat und kein Werbegag

11.01.2018


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Die Österreichischen Kinderschutzzentren protestieren entschieden gegen den aktuellen TV Spot von Mömax "Alles muss raus". Im Spot werden Missbrauch Minderjähriger und seine Folgen bagatellisiert und als normal bzw. nichts Besonderes dargestellt. Ein Affront Betroffenen gegenüber, für die es oft eine große Überwindung bedeutet, sich jemandem anzuvertrauen. Kinder, die sexuellen Missbrauch erleben, sind hoch belastet und von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt. Die Unsicherheit, wie andere reagieren, wenn sie ihrem Mitteilungsbedürfnis nachkommen ist ein Hindernis unter vielen weiteren. Aktuell ist in Österreich jedes 10. Kind bzw. Jugendliche von sexuellen Übergriffen betroffen und nur 1 von 10 Betroffenen schafft es, sich jemandem anzuvertrauen. Im aktuellen TV- Spot von Mömax kommt diese Mitteilung leichtfüßig daher – und alle gehen zur Tagesordnung über. Sexuelle Beziehungen zwischen LehrerInnen und SchülerInnen sind eine anzeigepflichtige Straftat. Die psychischen Folgen für betroffene SchülerInnen sind häufig massiv. Wer über eine solche Tat informiert wird und sie nicht zur Anzeige bringt, macht sich selbst strafbar. Wir ersuchen dringend um Überprüfung!


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Entscheidung:
Der Österreichische Werberat spricht im Falle der beanstandeten Werbemaßnahmen „Alles muss raus“ des Unternehmens Mömax die Aufforderung in Zukunft bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen sensibler vorzugehen aus.


Begründung:
Die Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen ist der Auffassung, dass die beanstandete Werbemaßnahme hinsichtlich des Ethik-Kodex der Werbewirtschaft nicht sensibel genug gestaltet wurde.

Von einer knappen Mehrheit des Werberat-Gremiums konnte die satirische Überzeichnung bei der Betrachtung des Gesamtkontextes erkannt werden. Dennoch haben die Werberäte und Werberätinnen die Aussage „Ich schlafe mit meinem Lehrer.“ als sehr kritisch bewertet. Die Werberäte und Werberätinnen sind der Ansicht, dass in dieser Szene ein gesetzlich rechtswidriges Verhalten verharmlost dargestellt wird und diese Aussage daher abzuändern ist.

Des Weiteren haben die Werberäte und Werberätinnen zu bedenken gegeben, dass Werbung soziale Verantwortung trägt und daher auf die Platzierung der Werbemaßnahme zu achten ist.

Die Werberäte und Werberätinnen empfehlen daher neben einer sofortigen Änderung der Aussage „Ich schlafe mit meinem Lehrer.“ den sensibleren Umgang bei künftigen Werbemaßnahmen, im Speziellen entsprechend der nachfolgenden Kodex-Punkte:
1.1. Allgemeine Werbegrundsätze
1. Werbung soll vom Grundsatz sozialer Verantwortung geprägt sein, insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen vor dem vollendeten 18. Lebensjahr.
4. Werbung darf nicht gegen die allgemein anerkannten guten Sitten verstoßen.
2. Werbung muss gesetzlich zulässig sein und muss die gesetzlichen Normierungen strikt beachten.
5. Werbung darf nicht die Würde des Menschen verletzen, insbesondere durch eine entwürdigende Darstellung von Sexualität oder anderweitig diskriminierende Darstellungen.

HINWEIS: Der Österreichische Werberat nimmt die Stellungnahme des Unternehmens mit der angekündigten Abänderung des Sujets zur Kenntnis. Da sich eine erhebliche Anzahl der Werberäte und Werberätinnen für die Aufforderung zum sofortigen Stopp der Kampagne bzw. sofortigen Sujetwechsel aussprach rät die Geschäftsstelle des Werberates zu einer umgehenden Sujetänderung bzw. Absetzung.