Mömax-Werbung "Alles muss raus"

08.01.2018


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Sehr geehrte Damen und Herrn, die aktuelle Mömax-TV-Werbung "Alles muss raus" zeigt eine Szene, in der ein junges Mädchen auf die Aufforderung ihres Vaters, "Alles muss raus", gesteht: "Ich schlafe mit meinem Lehrer". Die Darstellung des Mädchens ist eindeutig minderjährig sie gesteht somit eine gemäß §212 StGB strafbare Handlung - Ausnutzung eines Authoritätsverhältnis. Ich habe beruflich mit Missbrauchs- und Gewaltprävention zu tun und bin da vielleicht etwas übersensibel. Eine sexuelle Beziehung zwischen einem Lehrer und einer Minderjährigen ist jedoch nicht ohne Grund strafbar und sicher keine lustige Anekdote, wie es in dieser Werbung dargestellt wird - sondern Missbrauch, der Jugendliche in unterschiedlichsten Bereichen schwer schädigen kann. Die Reaktion des Vaters im Werbespot ist erstaunt/belustigt, und suggeriert den Zuseherinnen, dass sowas anscheinend keine "große Sache" ist. Tatsächlich ist es jedoch eine anzeigepflichtige Straftat, wer davon erfährt und statt zur Polizei zum Möbelkaufen geht, macht sich strafbar. Die anderen Beispiele in der Werbung, die "raus müssen", sind ähnlich unpassend: ein Jugendlicher gesteht seine Homosexualität, eine Frau dass sie transgender/transindent ist. Auch darüber macht man finde ich keine Scherze, das Coming Out Homosexueller/Queer u.a. Personen ist oft mit familiärer oder gesellschaftlicher Ächtung verbunden was in nicht wenigen Fällen schwere psychischen Folgen bis hin zu erhöhter Suizidhäufigkeit nach Outings nach sich zieht. Ich hoffe sie können in diesem Fall aktiv werden, ich stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung. Herzliche Grüße!


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Entscheidung:
Der Österreichische Werberat spricht im Falle der beanstandeten Werbemaßnahmen „Alles muss raus“ des Unternehmens Mömax die Aufforderung in Zukunft bei der Gestaltung von Werbemaßnahmen sensibler vorzugehen aus.


Begründung:
Die Mehrheit der Werberäte und Werberätinnen ist der Auffassung, dass die beanstandete Werbemaßnahme hinsichtlich des Ethik-Kodex der Werbewirtschaft nicht sensibel genug gestaltet wurde.

Von einer knappen Mehrheit des Werberat-Gremiums konnte die satirische Überzeichnung bei der Betrachtung des Gesamtkontextes erkannt werden. Dennoch haben die Werberäte und Werberätinnen die Aussage „Ich schlafe mit meinem Lehrer.“ als sehr kritisch bewertet. Die Werberäte und Werberätinnen sind der Ansicht, dass in dieser Szene ein gesetzlich rechtswidriges Verhalten verharmlost dargestellt wird und diese Aussage daher abzuändern ist.

Des Weiteren haben die Werberäte und Werberätinnen zu bedenken gegeben, dass Werbung soziale Verantwortung trägt und daher auf die Platzierung der Werbemaßnahme zu achten ist.

Die Werberäte und Werberätinnen empfehlen daher neben einer sofortigen Änderung der Aussage „Ich schlafe mit meinem Lehrer.“ den sensibleren Umgang bei künftigen Werbemaßnahmen, im Speziellen entsprechend der nachfolgenden Kodex-Punkte:
1.1. Allgemeine Werbegrundsätze
1. Werbung soll vom Grundsatz sozialer Verantwortung geprägt sein, insbesondere gegenüber Kindern und Jugendlichen vor dem vollendeten 18. Lebensjahr.
4. Werbung darf nicht gegen die allgemein anerkannten guten Sitten verstoßen.
2. Werbung muss gesetzlich zulässig sein und muss die gesetzlichen Normierungen strikt beachten.
5. Werbung darf nicht die Würde des Menschen verletzen, insbesondere durch eine entwürdigende Darstellung von Sexualität oder anderweitig diskriminierende Darstellungen.

HINWEIS: Der Österreichische Werberat nimmt die Stellungnahme des Unternehmens mit der angekündigten Abänderung des Sujets zur Kenntnis. Da sich eine erhebliche Anzahl der Werberäte und Werberätinnen für die Aufforderung zum sofortigen Stopp der Kampagne bzw. sofortigen Sujetwechsel aussprach rät die Geschäftsstelle des Werberates zu einer umgehenden Sujetänderung bzw. Absetzung.